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Studie soll Erkenntnisse erbringen darüber, wie wirksam neue Methoden des Lernens sind
Bildung und Unterricht haben sich in der Pandemie stark verändert.
Das Kinderzimmer ersetzt den Klassenraum, der Bildschirm die Lehrkraft. Eine
gemeinsame Studie von DIPF und Goethe-Universität aufgenommen untersucht: Wie
sinnvoll sind Lern-Apps, die mit Videospielen als Belohnung arbeiten? Hierfür
werden noch Teilnehmerinnen und Teilnehmer gesucht.
FRANKFURT. Die
Corona-Krise hat auch die Bildungslandschaft vor neue Herausforderungen
gestellt, digitale Methoden der Vermittlung und des Lernens haben an Bedeutung
gewonnen. Doch wie sinnvoll sind die unterschiedlichen Ansätze? Im Rahmen des
Homeschoolings werden Lernapps empfohlen, die teilweise als Belohnung kurze
Videospiele einsetzen. Können sich Schülerinnen und Schüler die Vokabeln
dadurch besser merken? Oder führt eine solche Software auch zu unerwünschten
Abhängigkeiten?
Ein Team von DIPF - Leibniz-Institut für Bildungsforschung und
Bildungsinformation und Goethe-Universität Frankfurt möchte den Wirkungen des
App-basierten Vokabellernens auf den Grund gehen. Insbesondere werden die
Effekte auf die Motivation sowie auf die Lernleistung der Kinder untersucht.
Die Studie mit dem Titel MoCoLA entsteht im Rahmen zweier Masterarbeiten bei
Prof. Dr. Garvin Brod in der Pädagogischen Psychologie.
Gesucht werden ab sofort Kinder, die derzeit in die 4. bis 6.
Klasse gehen. Sie sollten über gute Deutschkenntnisse verfügen. Als Belohnung
locken Buchgutscheine und eine Verlosung.
Die Anmeldung ist möglich unter https://redcap.link/mocola.info.
Weitere Informationen
Prof.
Dr. Garvin Brod
garvin.brod@dipf.de
Jasmin
Breitwieser
jasmin.breitwieser@dipf.de
Redaktion: Dr. Anke Sauter, Referentin für
Wissenschaftskommunikation, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798-13066, Fax 069 798-763-12531, E-Mail sauter@pvw.uni-frankfurt.de
Zentrum für Psychotherapie an der Goethe-Universität hilft Betroffenen, die Rat suchen.
FRANKFURT. Die Corona-Pandemie
und die notwendigen Maßnahmen zur Bekämpfung der weiteren Ausbreitung stellen
weiterhin eine große Belastung für viele Menschen dar. Kontaktbeschränkungen
können zu Einsamkeit, Sorgen um die Zukunft und auch Depressionen führen. Auch Familien
konfrontiert der Lockdown mit besonderen Herausforderungen: Eltern müssen sich
stärker um die schulische Bildung und Betreuung ihrer Kinder in der Freizeit
kümmern. Viele Selbständige stehen vor einer Krise und wissen nicht, wie sie
ihre wirtschaftliche Zukunft planen können. Dies kann zu erheblichen
psychischen Belastungen führen. Am Zentrum für Psychotherapie des Instituts für
Psychologie an der Goethe-Universität wird seit einem Jahr eine Krisenberatung
für Personen aller Altersgruppen angeboten, die unter den psychischen Folgen
der Corona-Pandemie leiden.
Prof. Dr. Ulrich Stangier, Abteilungsleiter
der Klinischen Psychologie und Psychotherapie an der Goethe-Universität,
betont: „Die wieder steigenden Inzidenzzahlen und die notwendigen Maßnahmen zur
Beschränkung sozialer Kontakte stellen für viele Menschen eine sehr große
psychische Belastung dar. Das Krisentelefon kann da Abhilfe schaffen: Mit
unserer anonymen, kostenlosen und professionellen Beratung helfen wir all jenen
Personen in der Rhein-Main-Region, die Rat suchen, um mit der Situation besser
umgehen zu können, und Betroffenen, die unter den seelischen Folgen der
Erkrankung leiden.“
Anmeldung
unter
Tel.: 069-798 23849 (Mo, Di, Do, Fr von 10.00 - 13.00 Uhr). https://www.psychologie.uni-frankfurt.de/86817645/Corona_Krisentelefon
Das
Corona-Krisentelefon wird finanziell unterstützt von der Vereinigung von
Freunden und Förderern der Goethe-Universität Frankfurt am Main.
Kontakt:
Prof.
Dr. Ulrich Stangier, Klinische Psychologie und Psychotherapie
Institut
für Psychologie, Goethe-Universität Frankfurt
Sekretariat: nerad@psych.uni-frankfurt.de; Tel. 069 -
798-23842
Redaktion: Dr. Dirk Frank, Pressereferent / stv. Leiter, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798–13753, E-Mail frank@pvw.uni-frankfurt.de
Evolutionsbiologin Susanne Fritz startet als Professorin für Geobiodiversitätsforschung an der Goethe-Universität – Erfolg im Wettbewerb Leibniz-Professorinnenprogramm
Wie Klimaveränderungen in der Erdgeschichte das Aussterben und die Entstehung von Säugetier- und Vogelarten beeinflusst haben und welche Schlüsse sich daraus für den derzeitigen Klimawandel und Biodiversitätsverlust ziehen lassen, untersucht Dr. Susanne Fritz am Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum. An der Goethe-Universität hat sie jetzt eine Professur für Geobiodiversitätsforschung im Fachbereich Geowissenschaften und Geographie angetreten. Susanne Fritz hatte sich im Leibniz-Wettbewerb durchgesetzt und wird nun in den kommenden fünf Jahren im Rahmen des Leibniz-Professorinnenprogramms gefördert.
FRANKFURT. Wenn
sich Gebirge aufgefaltet haben oder wenn Warmzeiten mit Eiszeiten wechselten,
entstanden in der Erdgeschichte immer wieder neue Arten und andere starben aus.
In Bergen mit einer großen geologischen Vielfalt beispielsweise ist auch die
biologische Vielfalt sehr groß, denn Gebirgszüge beeinflussen das regionale
Klima und schaffen Nischen mit unterschiedlichen klimatischen Bedingungen, in
denen sich angepasste Arten entwickeln können. Prof. Susanne Fritz untersucht,
welchen Einfluss Landschaft und Klima in den vergangenen 65 Millionen Jahren
auf Artengemeinschaften und Artenvielfalt gehabt haben und wie der Mensch
evolutionäre und ökologische Prozesse beeinflusst hat. Damit will sie dazu
beitragen, genauere Vorhersagen zur Zukunft der Biodiversität in einer immer
mehr vom Menschen dominierten Welt zu ermöglichen.
Der Präsident der Goethe-Universität, Prof. Enrico Schleiff,
gratuliert der neuen Professorin zu ihrem Amtsantritt und betont die Bedeutung
ihrer Professur für die Universität: „Die Auswirkungen des Klimawandels auf die
Natur und die Gesellschaft mit all ihren Facetten sowie die Analyse der
Struktur und Dynamik des Lebens zählen zu den Profil gebenden Zukunftsthemen
der Forschung an der Goethe-Universität. In zahlreichen Projekten dieser
Themenfelder arbeitet die Goethe-Universität eng mit der Senckenberg
Gesellschaft für Naturforschung zusammen. Mit der Professorin Fritz, einer
weiteren Kooperationsprofessur von Goethe-Universität und Senckenberg
Gesellschaft, wird die Forschung unserer beiden Institutionen in diesen
Themenfeldern noch enger verzahnt und den Transfer von Spitzenforschung in die
Lehre garantiert. Diese gemeinsame Berufung demonstriert wiederholt die Stärke
und Attraktivität des Wissenschaftsstandortes Frankfurt, und das nicht nur in
diesem Forschungsbereich.“
Der Generaldirektor der Senckenberg-Gesellschaft für Naturforschung,
Prof. Klement Tockner, erklärt: „Ich gratuliere Dr. Susanne Fritz zu ihrer
Berufung an die Goethe-Universität. Mit dieser Berufung wird die erfolgreiche
Zusammenarbeit der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung und der
Goethe-Universität weiter intensiviert und integrative
Geobiodiversitätsforschung stärker in der Lehre verankert. Mit ihrem
integrativen Forschungsansatz ist sie international eine Vorreiterin im Bereich
der Makroökologie.“
Prof. Georg Rümpker, Dekan des Fachbereichs Geowissenschaften und
Geographie an der Goethe-Universität, sagt: „Wir freuen uns, dass wir mit
Professorin Fritz eine so ausgewiesene Expertin gewinnen konnten, die unseren
Fachbereich an der Schnittstelle von Geo- und Biowissenschaften bereichert. Ein
Beispiel ist der aktuelle LOEWE-Schwerpunkt VeWA – Vergangene Warmzeiten
als natürliche Analoge unserer ‚hoch-CO2' Klimazukunft, ein
gemeinsames Großprojekt von Goethe-Universität und Senckenberg Gesellschaft für
Naturforschung. Hier leitet Professorin Fritz gemeinsam mit Prof. Andreas Mulch
ein interdisziplinäres und internationales Teilprojekt zur Paläoklima- und Biodiversitätsforschung.“
Susanne Fritz, Jahrgang 1979, studierte Biologie an der
Universität Tübingen. Nach ihrem Diplom-Abschluss promovierte sie 2009 am
Imperial College in London zu Aussterberisiken von Wirbeltieren. Nach einer
zweijährigen Postdoc-Zeit an der Universität Kopenhagen begann sie am
Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum als Postdoc und leitet
dort seit 2014 eine Emmy-Noether-Forschungsgruppe
Das Leibniz-Professorinnenprogramm startete 2018 und unterstützt
die Berufung herausragender Wissenschaftlerinnen auf Hochschulprofessuren. Die
Förderdauer beträgt fünf Jahre und sieht eine Kofinanzierung der jeweiligen
Leibniz-Institute vor.
Bilder zum Download:http://www.uni-frankfurt.de/99353517
Bildtext: Professorin Dr. Susanne Fritz (Foto: Sven-Traenkner,
Senckenberg-Gesellschaft für Naturforschung)
Weitere Informationen
Prof.
Dr. Susanne Fritz
Institut
für Geowissenschaften
Goethe-Universität
Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum
Tel. +49 69 7542-1803
susanne.fritz@senckenberg.de
https://www.senckenberg.de/de/institute/sbik-f/ag-geobiodiversitaetsforschung/
Redaktion: Dr. Markus Bernards, Referent für
Wissenschaftskommunikation, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12498, Fax 069 798-763-12531, E-Mail bernards@em.uni-frankfurt.de
Verbund von 11 Radioteleskopen rund um die Welt erforscht das Herz einer 55-Millionen Lichtjahre entfernten Galaxie
Wissenschaftler:innen der Event Horizon Telescope
(EHT)-Kollaboration – unter Ihnen Forschende der Goethe-Universität Frankfurt
um den Astrophysiker Luciano Rezzolla – haben 2019 das erste Bild eines
schwarzen Lochs erstellt. Heute präsentieren die Forschenden einen neuen Blick
auf das gewaltige Objekt im Zentrum der Galaxie Messier 87 (M87): sein Aussehen
in polarisiertem Licht. Es ist das erste Mal, dass Astronomen die Polarisation,
eine Signatur von Magnetfeldern, so nah am Rande eines schwarzen Lochs messen
konnten. Die Beobachtungen sind der Schlüssel zur Erklärung, wie die 55
Millionen Lichtjahre entfernte Galaxie M87 in der Lage ist, energetische Jets
von ihrem Kern auszustoßen – Jets mit einer Länge von rund einer Million
Lichtjahre.
FRANKFURT.
Luciano Rezzolla, Professor für Theoretische Astrophysik an der
Goethe-Universität Frankfurt, erklärt: „Welche Kräfte relativistische Jets in Galaxien
antreiben ist eine Frage, die seit langem in der Astrophysik diskutiert wird.
Die Jets in M87 sind enorm und würden 10 Prozent unserer Galaxie bedecken.
Durch die anspruchsvollen Beobachtungen des Event Horizon Teleskops, kombiniert
mit den theoretischen Modellrechnungen, die wir hier in Frankfurt gemacht
haben, erhalten wir wesentliche Informationen über einen vergleichsweise
kleinen Bereich: Erstmals sehen wir, wie das Magnetfeld sehr nahe um das
schwarze Loch herum aussieht.“
„Wir sehen jetzt das nächste entscheidende Puzzleteil für das
Verständnis, wie sich Magnetfelder um schwarze Löcher herum verhalten und wie
die Aktivität in diesen sehr kompakten Regionen des Weltraums starke Jets
antreiben kann, die sich weit über die Galaxie hinaus erstrecken“, sagt Monika
Moscibrodzka, Koordinatorin der EHT Polarimetrie-Arbeitsgruppe und
Assistenzprofessorin an der Radboud Universität in den Niederlanden.
Am 10. April 2019 veröffentlichten die Wissenschaftler das
allererste Bild eines schwarzen Lochs, das eine helle ringförmige Struktur mit
einer dunklen zentralen Region – dem Schatten des schwarzen Lochs – zeigt.
Seitdem hat sich die EHT-Kollaboration eingehender mit den 2017 gesammelten
Daten vom supermassereichen Objekt im Herzen der Galaxie M87 beschäftigt. Sie
haben entdeckt, dass ein signifikanter Anteil des Lichts um das schwarze Loch
von M87 polarisiert ist.
„Diese Arbeit ist ein wichtiger Meilenstein: Die Polarisation des
Lichts birgt Informationen, die es uns erlauben, die Physik hinter dem Bild,
das wir im April 2019 gesehen haben, besser zu verstehen. Das war vorher nicht
möglich“, erklärt Iván Martí-Vidal, ebenfalls Koordinator der
EHT-Polarimetrie-Arbeitsgruppe und GenT Distinguished Researcher an der
Universität von Valencia, Spanien. Er fügt hinzu, dass „die Erstellung dieses
neuen Polarisationsbildes jahrelange Arbeit erforderte, da die Gewinnung und
Analyse der Daten mit komplexen Techniken verbunden war.“
Licht wird polarisiert, wenn es bestimmte Filter durchläuft, wie
die Gläser von polarisierten Sonnenbrillen, oder wenn es in heißen Regionen des
Weltraums emittiert wird, in denen Magnetfelder vorhanden sind. Genauso wie
polarisierte Sonnenbrillen uns helfen, besser zu sehen, indem sie Reflexionen
und Blendungen von hellen Oberflächen reduzieren, können Astronomen ihren Blick
auf die Region um das schwarze Loch schärfen, indem sie sich ansehen, wie das
von ihm ausgehende Licht polarisiert ist. Insbesondere erlaubt die Polarisation
den Astronomen, die Magnetfeldlinien zu kartieren, die am inneren Rand des
schwarzen Lochs vorhanden sind.
„Die neu veröffentlichten polarisierten Bilder sind der Schlüssel
zum Verständnis, wie das Magnetfeld es dem schwarzen Loch ermöglicht, Materie
zu verschlingen“, sagt EHT-Kollaborationsmitglied Andrew Chael, ein NASA Hubble
Fellow am Princeton Center for Theoretical Science und der Princeton Gravity
Initiative in den USA.
Die hellen Energie- und Materiejets, die aus dem Kern von M87
entspringen und sich mindestens über 5000 Lichtjahre von seinem Zentrum ausbreiten,
sind eines der geheimnisvollsten und energiereichsten Merkmale der Galaxie. Die
meiste Materie, die sich in der Nähe des Randes eines schwarzen Lochs befindet,
fällt hinein. Einige der umgebenden Teilchen entkommen jedoch kurz vor dem
Einfangen und werden in Form von Jets weit ins All hinausgeschleudert.
Um diesen Prozess besser zu verstehen, haben sich Astronomen auf
verschiedene Modelle gestützt, wie sich Materie in der Nähe des schwarzen Lochs
verhält. Aber sie wissen immer noch nicht genau, wie die Jets, die größer als
die Galaxie sind, aus seiner zentralen Region ausgestoßen werden, die von ihrer
Ausdehnung her mit dem Sonnensystem vergleichbar ist, noch wie genau die
Materie in das schwarze Loch fällt. Mit der neuen EHT-Aufnahme des schwarzen Lochs
und seines Schattens in polarisiertem Licht ist es den Astronomen erstmals
gelungen, in die Region dicht außerhalb des schwarzen Lochs zu blicken, in der
dieses Wechselspiel zwischen einströmender und herausgeschleuderter Materie
stattfindet.
Die Beobachtungen liefern neue Informationen über die Struktur der
Magnetfelder direkt außerhalb des schwarzen Lochs. Das Team fand heraus, dass
nur theoretische Modelle mit stark magnetisiertem Gas erklären können, was sie
am Ereignishorizont sehen.
„Die Beobachtungen legen nahe, dass die Magnetfelder am Rand des
schwarzen Lochs stark genug sind, um das heiße Gas zurückzudrängen und es dabei
zu unterstützen, der Schwerkraft zu widerstehen. Nur das Gas, das durch das
Feld schlüpft, kann sich spiralförmig nach innen zum Ereignishorizont bewegen“,
erklärt Jason Dexter, Assistenzprofessor an der University of Colorado Boulder,
USA, und Koordinator der EHT-Theorie-Arbeitsgruppe.
Um das Herz der Galaxie M87 zu beobachten, verbanden die
Forschenden acht Teleskope auf der ganzen Welt, um ein virtuelles
erdumspannendes Teleskop, das EHT, zu schaffen. Die beeindruckende Auflösung,
die mit dem EHT erreicht wird, entspricht der, die benötigt wird, um die Länge
einer Kreditkarte auf der Oberfläche des Mondes zu messen.
Mit der Anordnung des EHT konnte das Team den Schatten des
schwarzen Lochs und den ihn umgebenden Lichtring direkt beobachten, wobei das
neue Bild mit polarisiertem Licht deutlich zeigt, dass der Ring magnetisiert
ist. Die Ergebnisse werden heute in zwei separaten Artikeln in The
Astrophysical Journal Letters von der EHT-Kollaboration veröffentlicht. An der
Forschung waren mehr als 300 Forscher aus verschiedenen Organisationen und
Universitäten weltweit beteiligt.
„Das EHT macht rasante Fortschritte, das Netzwerk wird
technologisch aufgerüstet und neue Observatorien werden hinzugefügt. Wir
erwarten, dass zukünftige EHT-Beobachtungen die Magnetfeldstruktur um das
schwarze Loch genauer abbilden und uns mehr über die Physik des heißen Gases in
dieser Region verraten werden“, schließt EHT-Kollaborationsmitglied Jongho
Park, ein East Asian Core Observatories Association Fellow am Academia Sinica
Institute of Astronomy and Astrophysics in Taipeh.
Publikationen:
The Event Horizon Collaboration, Kazunori
Akiyama et al.: First M87 Event Horizon Telescope Results VII: polarization
of the ring. Astrophysical Journal Letters, 910, L12 (2021) DOI
10.3847/2041-8213/abe71d (ApJL 910, L12)
The Event Horizon Collaboration, Kazunori
Akiyama et al.: First M87 Event Horizon Telescope Results VIII: Magnetic
Field Structure Near The Event Horizon. Astrophysical Journal Letters, 910, L13
(2021) DOI 10.3847/2041-8213/abe4de (ApJL 910, L13)
Bilder und Videos
http://www.uni-frankfurt.de/99324156 (Bild-Download)
Das supermassereiche schwarze Loch in der Galaxie M87 im
polarisierten Licht
Ansicht
der Polarisation des schwarzen Lochs in M87. Die Linien markieren die
Ausrichtung der Polarisation, die mit dem Magnetfeld um den Schatten des
schwarzen Lochs zusammenhängt. Bildnachweis: Event Horizon Telescope
Collaboration
http://www.uni-frankfurt.de/99324167 (Animiertes GIF -
Download)
GIF: Beobachtung und Modellrechnung
Animation,
die das beobachtete schwarze Loch in der Galaxie M87 zeigt (links) und das
theoretische Modell, das am besten zu den Beobachtungen passt: das theoretische
Modell mit stark magnetisiertem Gas. Die Streifen zeigen die Linien des
Magnetfelds. Bildnachweis: S. Issaoun, M. Mościbrodzka with
Polarimetry WG and OWG
http://www.uni-frankfurt.de/99324045 (Video-Download)
Polarisiertes Licht: Licht ist eine schwingende elektromagnetische Welle. Wenn die
Wellen eine bevorzugte Schwingungsebene haben, sind sie polarisiert. Im
Weltraum sendet sich bewegendes heißes Gas, so genanntes Plasma, polarisiertes
Licht aus, wenn es von einem Magnetfeld durchsetzt wird. Die polarisierten
Lichtstrahlen, die der Anziehung des schwarzen Lochs entkommen, wandern zu
einer entfernten Kamera. Die Intensität der Lichtstrahlen und ihre Ausrichtung
beobachtet die EHT-Kollaboration mit dem Event Horizon Telescope. Credit: © EHT Collaboration and Fiks Film
https://www.eso.org/public/germany/videos/eso2105b/ (Youtube)
Zoom in das Herz der Galaxie M87
Das
Video beginnt mit einem Blick auf ALMA, ein Teleskop, an dem die ESO als
Partner beteiligt ist und das Teil des Event Horizon Telescope ist. Es zoomt
immer weiter in das Herz von M87. Am Ende ist zunächst zunächst das erste Bild
eines schwarzen Lochs zu sehen, das 2019 aufgenommen wurde. Dann folgt das neue
Bild, das das supermassereiche Objekts in polarisiertem Licht zeigt. Es ist das
erste Mal, dass Astronomen die Polarisation, eine Signatur von Magnetfeldern,
so nah am Rande eines schwarzen Lochs messen konnten. Herkunftsnachweis: ESO/L.
Calçada, Digitized Sky Survey 2, ESA/Hubble, RadioAstron, De Gasperin et al.,
Kim et al., EHT Collaboration. Music: Niklas Falcke
https://www.youtube.com/watch?v=6xrJoPjfJGQ&t=14s (Youtube)
Schwarze Löcher sind von Plasma umhüllt. Dieses Plasma ist von
magnetischen Felder durchsetzt, hier beeinflusst Magnetismus, wie Materie sich
bewegt. Wenn das Magnetfeld stärker wird, andert es seine Form und das
polarisierte Licht, das die EHT-Kollaboration misst, zeigt unterschiedliche
Muster. Credit: © EHT Collaboration and
Crazybridge Studios
http://www.uni-frankfurt.de/99324248 (Bilder - Download)
Ansicht des supermassereichen schwarzen Lochs in der Galaxie M87
und des Jets in polarisiertem Licht
Dieses
zusammengesetzte Bild zeigt drei Ansichten der zentralen Region der Galaxie
Messier 87 (M87) im polarisierten Licht. Die Galaxie hat ein supermassereiches
schwarzes Loch in ihrem Zentrum und ist berühmt für ihre Jets, die weit über
die Galaxie hinausreichen.
Eines
der Bilder mit polarisiertem Licht, das mit dem Atacama Large
Millimeter/submillimeter Array (ALMA) in Chile aufgenommen wurde, an dem die
ESO beteiligt ist, zeigt einen Teil des Jets in polarisiertem Licht. Dieses
Bild fängt den Teil des 6.000 Lichtjahre langen Jets ein, der sich näher am
Zentrum der Galaxie befindet.
Die
anderen Bilder mit polarisiertem Licht zoomen näher an das supermassereiche
schwarze Loch heran: Die mittlere Ansicht deckt einen Bereich von etwa einem
Lichtjahr Größe ab und wurde mit dem Very Long Baseline Array (VLBA) des
National Radio Astronomy Observatory in den USA aufgenommen.
Die
am stärksten vergrößerte Ansicht wurde durch die Verknüpfung von acht
Teleskopen auf der ganzen Welt zu einem virtuellen Teleskop in Erdgröße, dem
Event Horizon Telescope (EHT), gewonnen. Dies erlaubt den Astronomen, sehr
dicht an das supermassereiche schwarze Loch heranzukommen, in die Region, in
der die Jets gestartet werden.
Die
Linien markieren die Orientierung der Polarisation, die mit dem Magnetfeld in
den abgebildeten Regionen zusammenhängt. Die ALMA-Daten liefern eine
Darstellung der Magnetfeldstruktur entlang des Jets. Die kombinierten Daten von
EHT und ALMA ermöglichen den Astronomen daher, die Rolle der Magnetfelder von der
Umgebung des Ereignishorizonts (wie mit dem EHT auf Distanzen von Lichttagen
untersucht) bis weit über die Galaxie M87 hinaus entlang ihrer starken Jets
(wie mit ALMA auf Skalen von Tausenden von Lichtjahren untersucht) zu
erforschen.
Die
Werte in GHz beziehen sich auf die Lichtfrequenzen, bei denen die verschiedenen
Beobachtungen gemacht wurden. Die horizontalen Linien zeigen den Maßstab der
einzelnen Bilder in Lichtjahren.
Bild:
EHT Collaboration; ALMA (ESO/NAOJ/NRAO), Goddi et al.; VLBA (NRAO), Kravchenko
et al.; J. C. Algaba, I. Martí-Vidal
Weitere Informationen
Prof.
Dr. Luciano Rezzolla
Lehrstuhl für Theoretische Astrophysik
Institut für Theoretische Physik
Goethe
Universität Frankfurt
Tel.
+49 69 798-47871 / 47879
rezzolla@itp.uni-frankfurt.de
https://astro.uni-frankfurt.de/rezzolla/
Redaktion: Dr. Markus Bernards, Referent für
Wissenschaftskommunikation, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12498, Fax 069 798-763-12531, E-Mail bernards@em.uni-frankfurt.de
Programm für das Sommersemester sieht erstmals wieder prominent besetzte Hauptveranstaltung vor
„Populismus – Kultur – Kampf“ lautet das Thema der hochkarätig besetzten Diskussionsreihe, mit der die Goethe-Universität erstmals seit Ausbruch der Pandemie in ihrem Bürger-Programm wieder eine Hauptveranstaltung anbietet. Insgesamt plant die Bürger-Universität überwiegend Online-, in den Sommermonaten aber auch einige Vor-Ort-Veranstaltungen.
FRANKFURT. Was
bedeutet „Solidarität in der Krise“? Wie kann Multimedikation bei älteren
Menschen vorgebeugt werden? Und wie prägt die Romantik unser ökologisches
Denken? Diese und andere Themen greifen die Veranstaltungen im neuen Programm
der Bürger-Universität auf, die pandemiebedingt überwiegend online stattfinden werden.
Vor Ort dagegen können sich Interessierte zu den Führungen auf dem Campus
Westend und dem naturwissenschaftlichen Campus Riedberg begeben sowie an den
Exkursionen der Frankfurter Geographischen Gesellschaft teilnehmen, die
Ausflüge in die weitere Umgebung Frankfurts plant.
Ein Höhepunkt der Bürger-Universität im Sommersemester ist die
dreiteilige Hauptveranstaltung „Populismus – Kampf – Kultur“ des Instituts für
England- und Amerikastudien der Goethe-Universität in Kooperation mit anderen
Einrichtungen. Prominente Fachleute aus Medien, Wissenschaft und Kultur
diskutieren unter anderem über Massenmedien im Zeitalter des Populismus und wie
man über Rechtspopulismus schreiben kann. Die Veranstaltungen finden am 1., 8.
und 13. Juli voraussichtlich im Grünen „Open-Air“-Hörsaal statt.
Die Themenvielfalt der Bürger-Universität reicht darüber hinaus
vom Klimawandel und die Folgen für unser Wasser, KZ-Häftlingen in den
Frankfurter Adler-Werken und neuen ethnologischen und archäologischen
Forschungen bis hin zu „Scheitern“ aus geistes- und kulturwissenschaftlicher
Sicht und der Buchpräsentation des Historikers Christoph Cornelißen „Europa im
20. Jahrhundert“.
Die erste Bürger-Universität startete im Jahr 2008. In diesem Jahr
kehrte die Goethe-Universität zu ihren Wurzeln als Stiftungsuniversität zurück,
als die sie 1914 von Frankfurter Bürgerinnen und Bürgern gegründet worden war.
Seitdem fördert die Bürger-Universität den lebendigen Dialog mit den
Bürgerinnen und Bürgern aus Stadt und Region; dabei begibt sie sich an Orte in
der Stadt (pandemiebedingt derzeit nicht möglich) und lädt im Gegenzug
Bürgerinnen und Bürger auf die Campi der Universität ein.
Das Programm zum Sommersemester 2021 wird an einschlägigen Stellen
in der Stadt ausgelegt und ist auf der Webseite der Goethe-Universität
einsehbar unter: https://www.buerger.uni-frankfurt.de/99205363/burger-universitat-broschure-sommersemester-2021.pdf
Weitere Informationen
Abteilung
PR & Kommunikation
Goethe-Universität
069/798-12481
buergeruni@uni-frankfurt.de
Redaktion: Pia Barth, Referentin für
Öffentlichkeitsarbeit, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12481, Fax
069 798-763-12531, E-Mail p.barth@em.uni-frankfurt.de
Bundesweite Studien „Jugend und Corona“ der Universitäten Frankfurt und Hildesheim stellen weitere Ergebnisse vor – Jugendliche nehmen Stellung
Keine offenen Räume mehr zu haben belastet junge Menschen mehr als der Verzicht auf andere Freizeitangebote wie ihre Hobbys. Dies ist eines der Ergebnisse der JuCo-Studie II des Forschungsverbunds „Kindheit – Jugend – Familie in Zeiten von Corona“ der Goethe-Universität Frankfurt und Stiftung Universität Hildesheim. Nun erscheint in Kooperation mit der Bertelsmann Stiftung die erweiterte und vertiefte Auswertung der beiden bundesweiten Onlinebefragungen, an denen im April und November 2020 insgesamt 12.500 junge Menschen teilgenommen haben.
FRANKFURT. Nicht
alle Jugendlichen brauchen „Orte zum Abhängen“. Doch diejenigen, die sich dort
sozial austauschen, werden von den Folgen der Pandemie besonders stark
belastet. Sie fühlen sich nicht nur unwohler und einsamer, sondern haben auch
vermehrt Angst vor der Zukunft. Für das psychosoziale Wohlbefinden sind offene
Räume sogar wichtiger als das Ausüben von Hobbys wie Sport, Musik, Jugendarbeit
oder gesellschaftliches Engagement etwa in Umweltverbänden. Das ergibt eine
vertiefte Auswertung der Online-Befragung JuCo II der Goethe-Universität und
Universität Hildesheim.
Und noch etwas macht die Studie deutlich: Jugendliche, die seit
Corona stärker durch finanzielle Sorgen belastet sind, fühlen sich auch
emotional und psychisch stärker beeinträchtigt. Besonders hoch ist hier der
Anteil von jungen Menschen mit Zukunftsängsten. Ein Befund, der besonders ernst
genommen werden sollte, betont Johanna Wilmes, Familienforscherin an der
Goethe-Universität: „In der jungen Generation manifestieren sich diese erlebten
Ungleichheiten besonders nachhaltig. Wir wissen, dass Armutserfahrungen maßgeblich
Bildungs- und Lernerfolge prägen. Das heißt aber auch, wenn wir hier etwas
verändern, gestalten wir Zukunft zum Positiven.“
Mehr Mitspracherecht für junge Menschen fordert auch das Team von
Jugendlichen, das mit den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern die
Ergebnisse der Studien diskutiert und in der Publikation „Fragt uns 2.0“
zusammengefasst hat. Corona zeige deutlicher, „was ohnehin nicht gut
funktioniert“ – ein veraltetes Schulsystem, fehlendes Mitspracherecht und
fehlende Ansprechpersonen für Kinder und Jugendliche. „So wär´s besser“: Unter
diesem Titel machen die Jugendlichen Änderungsvorschläge in Bezug auf ihre
Situation in Familie, Schule und Ausbildung. „Wir brauchen mehr Verständnis für
die Situation von Jugendlichen in der Pandemie“, fordern sie. Und: „Die
zusätzlichen Belastungen durch die Corona-Pandemie müssen Thema in Schulen
sein“ sowie „Medien sollten auf Stereotype verzichten und Jugendliche nicht nur
als Regelbrecher:innen darstellen.“
„Fragt uns 2.0“ bestätigt aber auch ein weiteres Resultat der JuCo
I und II-Studien: Junge Menschen haben auch positive Effekte der Pandemie
wahrgenommen. Unter „Ein paar Dinge, die man behalten kann“ nennen sie: weniger
Stress, mehr freie Zeiteinteilung, Selbstorganisation, Wertschätzung von
sozialen Beziehungen, Digitalisierung vorantreiben und ein umweltfreundlicheres
Leben.
Dem Team des Forschungsverbunds „Kindheit – Jugend – Familie in der Corona-Zeit“ gehören Prof. Dr. Sabine Andresen und Johanna Wilmes vom Institut für Sozialpädagogik und Familienforschung an der Goethe-Universität an sowie Prof. Dr. Wolfgang Schröer, Dr. Tanja Rusack, Dr. Severine Thomas, Anna Lips und Lea Heyer vom Institut für Sozial- und Organisationspädagogik der Universität Hildesheim.
Zusatzinformation
Die beiden Jugendbefragungen “Jugend und Corona“ (JuCo I und II)
wurden von einem Forschungsverbund der Goethe-Universität Frankfurt und der
Universität Hildesheim durchgeführt. An JuCo I (15. April – 3. Mai 2020) nahmen
5.520 Jugendliche teil, an JuCo II (9.-22. November 2020) beteiligten sich mehr
als 7.000 junge Menschen. Die für die JuCo-Studien zusammengetragenen
Erkenntnisse basieren auf jahrelanger wissenschaftlicher Arbeit der Kindheits-
und Jugendforscher:innen zur Lebenswirklichkeit junger Menschen in Deutschland.
Die Ergebnisse der Studien wurden mit Jugendlichen in mehreren
Online-Workshops von September 2020 bis Januar 2021 diskutiert und reflektiert.
Die Jugendlichen haben ihre Erfahrungen und Forderungen in der Broschüre „Fragt
uns 2.0 – Corona Edition“ festgehalten.
Publikationen:
www.bertelsmann-stiftung.de/junge-menschen-corona
www.bertelsmann-stiftung.de/fragt-uns
Weitere Informationen
Prof.
Dr. Sabine Andresen
s.andresen@em.uni-frankfurt.de
Johanna
Wilmes,
Wissenschaftliche
Mitarbeiterin
wilmes@em.uni-frankfurt.de
Institut
für Sozialpädagogik und Erwachsenenbildung
der Goethe Universität Frankfurt am Main
Redaktion: Pia Barth, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12481, Fax 069 798-763-12531, E-Mail p.barth@em.uni-frankfurt.de
Pandemiebedingt finden Gespräche in Form von vier Online-Workshops statt – Aufwandsentschädigung für Teilnehmer von 100 Euro pro Workshop
Wie die Versorgung von Patient:innen verbessert werden kann, die ins Krankenhaus gehen oder dort entlassen werden, will eine Studie der Goethe-Universität herausfinden. Dafür suchen Wissenschaftler:innen des Instituts für Allgemeinmedizin ältere Studienteilnehmer:innen, die selbst von zwei oder mehr chronischen Krankheiten betroffen sind und regelmäßig mehrere Medikamente einnehmen. Alternativ können auch Angehörige solcher Patient:innen an der Studie teilnehmen, wenn sie sich um deren medizinische Angelegenheiten kümmern.
FRANKFURT. Es
läuft zuweilen nicht alles glatt, wenn ältere Patientinnen und Patienten mit
chronischen Krankheiten wie Diabetes, Herz-Kreislauferkrankungen, chronische
Lungenerkrankungen oder Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems wie Arthritis
oder Arthrose in ein Krankenhaus eingewiesen werden müssen. Meist nehmen die
Patienten mehrere Medikamente gleichzeitig ein, weil sie an verschiedenen
Krankheiten leiden. Da in der Regel kein direkter Kontakt zwischen
Hausarztpraxis und Krankenhaus besteht, müssen die Patient:innen oder ihre
Angehörigen im Krankenhaus ihre derzeitige Medikation mitteilen – das ist
insbesondere unter dem Stress einer akuten Verschlechterung ihrer Krankheiten
nicht immer einfach. Auch nach der Entlassung aus dem Krankenhaus treten im
Übergang zur Betreuung durch die Hausarztpraxis immer wieder Schwierigkeiten
mit der Medikamentierung auf. So erhalten Patient:innen zuweilen im Krankenhaus
Präparate, die sie nach ihrer Entlassung weiter einnehmen, obwohl die Mittel
dafür nicht geeignet sind. Bei der Entlassung zum Wochenende kommt es zuweilen
auch vor, dass die Patienten nicht ausreichend mit Medikamenten versorgt sind.
Solche und andere Erfahrungen beim Übergang zwischen
Hausarztpraxis und Krankenhaus möchte die Studie „Kontinuität in der
medikamentösen Versorgung bei Patienten an der Schnittstelle
Hausarztpraxis-Krankenhaus (HYPERION-TransCare)“ sammeln und daraus
Verbesserungsvorschläge entwickeln. Die Studie wird von Prof. Marjan van den
Akker des Instituts für Allgemeinmedizin der Goethe-Universität geleitet und
findet in Kooperation mit dem Universitätsklinikum Dresden statt.
Bisher wurden im Rahmen der Studie bereits Ärzt:innen,
medizinische Fachangestellte, ambulante Pflegedienstleister sowie einige
Patient:innen und Angehörige befragt. So konnten innerhalb der Studie die
aktuellen Abläufe an den Schnittstellen Hausarztpraxis – Krankenhaus erfasst,
mögliche Problemfelder aufgedeckt und erste Lösungsvorschläge entwickelt
werden.
Gesucht werden nun noch Patient:innen oder Angehörige für die vier
Workshops, deren erster am 30. März stattfindet. Am 5. Mai sowie im Juni und
Juli finden die übrigen Workshops statt. Es ist auch möglich, nur an einem Teil
der Workshops teilzunehmen.
Link zur Online-Fassung dieser Meldung
https://tinygu.de/XWNDR
Flyer mit weiteren Informationen
https://tinygu.de/OXtXD
Kontakt
Goethe-Universität Frankfurt
Institut
für Allgemeinmedizin
Truc Sophia Dinh und Maria-Sophie Brückle
Wissenschaftliche
Mitarbeiterinnen
Tel.
069 6301-84483
dinh@allgemeinmedizin.uni-frankfurt.de
brueckle@allgemeinmedizin.uni-frankfurt.de
www.saxoforn.net
Redaktion: Dr. Markus Bernards, Referent für Wissenschaftskommunikation, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12498, Fax 069 798-763-12531, E-Mail bernards@em.uni-frankfurt.de
Die Goethe-Universität nimmt Abschied von einem großen Gelehrten
Die Goethe-Universität trauert um einen überragenden Gelehrten:
Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Michael Stolleis, der von 1974 bis 2006 als
Rechtswissenschaftler an der Frankfurter Universität gewirkt hat und bis 2009
Direktor des Max-Planck-Instituts für europäische Rechtgeschichte war, ist nach
kurzer und schwerer Krankheit am 18. März mit 79 Jahren verstorben.
FRANKFURT.
Michael Stolleis hat an der Goethe-Universität öffentliches Recht und
Rechtsgeschichte gelehrt. Als sein Hauptwerk gilt die vierbändige Geschichte
des öffentlichen Rechts in Deutschland, die in zahlreiche Sprachen übersetzt
wurde und Maßstäbe setzte. Sein Engagement für die Goethe-Universität und in
vielen Bereichen des geistigen Lebens lässt sich jedoch kaum erschöpfend
darstellen.
Stolleis kam 1941 in Ludwigshafen am Rhein zur Welt. Sein Vater
war Oberbürgermeister und im Nebenberuf Winzer, Michael Stolleis absolvierte
ebenfalls eine Winzerausbildung. Von 1960 an studierte er Jura, Germanistik und
Kunstgeschichte in Heidelberg und Würzburg, in München wurde er promoviert.
Seine Habilitationsschrift befasste sich mit dem Recht im Nationalsozialismus.
1974 wurde Stolleis Professor an der Goethe-Universität. 1991 erhielt er den
renommierten Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft,
im selben Jahr wurde er Direktor am Max-Planck-Institut für europäische
Rechtsgeschichte. Stolleis wurde mit vier Ehrendoktoraten ausgezeichnet – von
den Universitäten Lund, Toulouse, Padua und Helsinki. Er war zudem Träger des
Bundesverdienstkreuzes mit Stern und des Ordens Pour le Mérite (Vizekanzler des
Ordens). Michael Stolleis war Mitglied in zahlreichen wissenschaftlichen
Akademien, etwa der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina.
Mit Michael Stolleis verliert die Goethe-Universität einen ihr
zutiefst verbundenen Wissenschaftler: In unnachahmlicher Weise hat sich Michael
Stolleis mit der Goethe-Universität identifiziert, brachte ihr auch als
MPI-Direktor sein großes Interesse entgegen, hat sich immer für ihre Belange
eingesetzt und war stets mit Rat und Tat zur Stelle – auch nach seiner
Emeritierung im Jahr 2006. Ein großer, weit über die Rechtswissenschaft
hinausreichender Wissensschatz, das Vermögen, die Universitas in den Blick zu
nehmen sowie Redlichkeit und Integrität zeichneten Michael Stolleis als Mensch
und als Gelehrten aus.
Stimmen aus der Goethe-Universität:
„Die Nachricht von seinem Tod hat mich sehr berührt. Michael
Stolleis war nicht nur ein großer Rechtsgelehrter und Intellektueller, er hat
auch viel für die Universität getan und sich lange über seine Emeritierung
hinaus mit viel Tatkraft und Kreativität für deren Belange und für den
wissenschaftlichen Nachwuchs eingesetzt. Und er war einer der Köpfe, die den
Ruf unserer Hochschule weit über die Stadt- und Landesgrenzen hinaus verbreitet
haben, indem er wichtige gesellschaftliche Debatten angestoßen und sich daran
beteiligt hat. Ich habe ihn auch persönlich sehr geschätzt, als freundlichen
Kollegen, der immer ansprechbar war. Er wird uns allen sehr fehlen. Mein Mitgefühl
gilt jetzt vor allem Michael Stolleis' Familie, der ich viel Kraft wünsche, um
diesen großen Verlust verarbeiten zu können.“
Prof. Dr. Enrico Schleiff, Präsident der Goethe-Universität
„Michael Stolleis hat die deutsche und europäische Rechtsgeschichte
sowie das Öffentliche Recht maßgeblich geprägt. Mit der Geschichte des
Öffentlichen Rechts hat er ein neues Forschungsfeld etabliert und mit seiner in
viele Sprachen übersetzen vierbändigen Gesamtdarstellung zugleich Maßstäbe
gesetzt. Ebenso hat er sich seit seiner Münchner Habilitationsschrift von
1974 um die Erforschung des nationalsozialistischen Rechts verdient gemacht.
Als grundlagenorientierter, über umfassende Gelehrsamkeit verfügender
Rechtswissenschaftler war er für interdisziplinäre Kooperationen zu gewinnen.
So hat er als Principal Investigator und später als assoziiertes Mitglied des
Exzellenzclusters ‚Die Herausbildung normativer Ordnungen' seit 2007 maßgeblich
zum Erfolg dieses Forschungsverbundes beigetragen. Mit Michael Stolleis hat der
Fachbereich nicht nur einen bedeutenden Wissenschaftler verloren, sondern auch
einen aufgeschlossenen und zugewandten Kollegen. Seine von professoraler
Herablassung freie, dabei aber wissenschaftliche Ansprüche nicht preisgebende
Haltung hat die Zusammenarbeit mit ihm leicht und vor allem vielen Jüngeren Mut
zur Wissenschaft gemacht.“
Prof. Dr. Klaus Günther, Dekan des Fachbereichs Rechtswissenschaft
„Das öffentliche Recht in Frankfurt, in Deutschland und in Europa
verliert mit Stolleis einen Gelehrten, der wie kaum ein anderer die Einheit
dieses Faches lebte – in der Verbindung von Forschung und Lehre, in der
Verflochtenheit der europäischen, nationalen und lokalen Dimensionen des
öffentlichen Rechts und nicht zuletzt in der historischen Bedingtheit seiner
aktuellen Problemstellungen. Seine vierbändige Geschichte des öffentlichen
Rechts in Deutschland ist Ausdruck und zugleich Kulminationspunkt dieses
Bemühens, mit dem tieferen Verständnis der großen Entwicklungslinien der
Wissenschaftsgeschichte des Faches die Fäden zusammenzuhalten und stets wieder
neu zusammenzuführen. Dieses Anliegen prägte auch das Engagement von Michael
Stolleis in der Lehre, die er neben seinen Verpflichtungen als Direktor des
Max-Planck-Instituts für europäische Rechtsgeschichte weit über das zu
erwartende Maß hinaus ernstnahm. Das von ihm vor vierzig Jahren gemeinsam mit
Hans Meyer initiierte Standardwerk für Studierende und Referendar*innen zum
Staats- und Verwaltungsrecht für Hessen hat er als Mitherausgeber, als Autor
der Abschnitte zum Staatskirchenrecht und zum Sozialrecht und bis zuletzt als
Autor der hessischen Landes- und Verfassungsgeschichte geprägt. Generationen
hessischer Jurastudierender hat es als ‚Meyer/Stolleis' begleitet.“
Prof. Dr. Georg Hermes, Geschäftsführender Direktor des Instituts
für Öffentliches Recht
„Das Institut für Rechtsgeschichte der Goethe-Universität trauert
um Michael Stolleis. Mit ihm verlieren wir einen Wissenschaftler von Weltruf.
Er hat nicht nur durch seine Schriften zur Geschichte des Öffentlichen Rechts
Maßstäbe gesetzt. Neben vielen weiteren Themen, wie dem Sozialrecht, behandelte
er auch intensiv die Geschichte unserer Fakultät. Unermüdlich engagierte er
sich als Lehrer und Förderer des wissenschaftlichen Nachwuchses, unter anderem
über 25 Jahre lang in den verschiedenen rechtshistorischen Graduiertenkollegs
an unserem Fachbereich. Mit Michael Stolleis verlieren wir einen geschätzten
Kollegen und treuen Freund, dessen Rat uns schmerzlich fehlen wird. Wir nehmen
Abschied in Dankbarkeit und tiefer Trauer.“
Prof. Dr. David von Mayenburg, Geschäftsführender Direktor des
Instituts für Rechtsgeschichte
„Michael Stolleis war nicht allein eine Ausnahmeerscheinung als
Rechtshistoriker des öffentlichen Rechts, der Frühen Neuzeit und Moderne sowie
der Juristischen Zeitgeschichte. Auch mit diesen Forschungsgebieten, nicht
zuletzt aber durch seine Persönlichkeit hat er das Max-Planck-Institut für
europäische Rechtsgeschichte seit dem Beginn der 90er Jahre geprägt. Er war
Mentor, Förderer und Vorbild für junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler
aus aller Welt. Ein engagierter Beobachter und ein gelehrter Erzähler des
Rechts.“
Prof. Dr. Thomas Duve, Direktor des Max-Planck-Instituts für
Rechtsgeschichte und Rechtstheorie
„Michael Stolleis war ein Wissenschaftler, wie es leider nur
wenige gibt. Unbestechlich, mutig und großzügig. In München eine kritische
Studie über ‚Gemeinwohlformeln im nationalsozialistischen Recht' vorzulegen,
dazu gehörte jener Mut, der ihn auch später nie verlassen hat, wenn die
Vergangenheit in die Schranken zu weisen war. Er war ein Winzer nicht nur im
pfälzischen Weinberg, sondern vor allem an der Hochschule, wo er an
Generationen von jungen ‚Rebstöcken' sein Wissen weitergab und seine Kollegen
mit der Lektüre ihrer eben gedruckten Werke überraschte. Ein manchmal
unbequemer, immer kongenialer und wohlwollender Leser, der nicht zu ersetzen
sein wird. Auch nicht der Partner bei den Radtouren in der Haardt und im
Rheintal. Ein guter Freund hat sich verabschiedet. Wie schmerzlich und
traurig.“
Prof. Dr. Frankenberg, Seniorprofessur für Öffentliches Recht,
Rechtsphilosophie und Rechtsvergleichung
„Mit Prof. Michael Stolleis verliert die Wissenschaftliche
Gesellschaft an der Goethe-Universität einen überragenden Gelehrten. Bereits im
Jahr 1992, dem Jahr seiner Ernennung zum Direktor am Max-Planck-Institut, wurde
er zum Mitglied der Gesellschaft gewählt. Es war die fachübergreifende
Gelehrsamkeit, die ihn begeisterte. Über die vielen Jahre hinweg fehlte er bei
kaum einer Sitzung. Er ließ sich von den unterschiedlichsten Bereichen aus
Natur-, Geistes- und Sozialwissenschaften faszinieren und trug zum Diskurs mit
wichtigen, oft entscheidenden Beiträgen aus dem großen Repertoire seines
Wissens bei. Auch seine exzellenten Vorträge bereicherten das geistige Leben
der Gesellschaft, deren Schicksal ihm besonders am Herzen lag. Er diente ihr
als Stellvertretender Vorsitzender, verhandelte erfolgreich mit dem Präsidium
der Universität und bahnte den Weg für die Übernahme neuer Räumlichkeiten im
Gebäude des Forschungsverbunds Normative Ordnungen. Die Aufnahme hervorragender
gelehrter Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler war ihm ein Herzensanliegen,
auch hier hatte seine Stimme stets großes Gewicht. Neben seiner Schaffenskraft
waren Empathie, Begeisterungsfähigkeit und das Bewusstsein, dass Wissenschaft
Verantwortung trägt für den offenen Diskurs mit der Stadtgesellschaft,
wesentliche Eigenschaften von Michael Stolleis.“
Prof. Dr. Herbert Zimmermann, Präsident der Wissenschaftlichen
Gesellschaft an der Goethe-Universität
„Mit Michael Stolleis verliert die Goethe-Universität eine ihrer
besten Forscherpersönlichkeiten, die weit über ihr eigenes Fachgebiet, die
Rechtsgeschichte, hinaus gewirkt hat. Mit seiner unermüdlichen, stets neuen
Fragen zugewandten Gesprächsbereitschaft beförderte er wie sonst nur wenige
Personen an unserer Universität die interdisziplinäre Kooperation, so im Rahmen
der ‚Frankfurter Wissenschaftlichen Gesellschaft', im Sonderforschungsbereich
‚Wissenskultur und gesellschaftlicher Wandel', im Exzellenzcluster ‚Die
Herausbildung normativer Ordnungen' oder im Forschungskolleg
Humanwissenschaften der Goethe-Universität, zu dessen engagierten Begleitern
Michael Stolleis bis heute gehörte. Zu den Problemen, die ihn ein Leben lang
beschäftigten, gehörte zentral die Frage nach der Lernfähigkeit des
demokratischen Rechtsstaats, deren grundlegende Bedeutung uns gerade heute
deutlich vor Augen steht.“
Prof. Dr. Matthias Lutz-Bachmann, Direktor des Forschungskollegs
Humanwissenschaften der Goethe-Universität
„‚Wer viele Jahre an der Goethe-Universität unter besten
Bedingungen gelehrt und geforscht hat, kann und sollte ihr durch ein Engagement
bei den ‚Freunden' verbunden bleiben.'“ – Mit diesem Zitat von Michael Stolleis
ist trefflich umschrieben, wie stark der Hochschullehrer mit der
Freundesvereinigung der Universität verbunden war. Wir sind sehr traurig. Ich
verneige mich vor einem Freund, einem großzügigen Stifter und einem Botschafter
der Bürgergesellschaft.“
Prof. Dr. Wilhelm Bender, Vorsitzender des Vorstandes der
Vereinigung von Freunden und Förderern der Goethe-Universität Frankfurt
Bilder zum Download: http://www.uni-frankfurt.de/99204044
Bildtext: Abschied von einem großen Gelehrten: Am 18. März ist Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Michael Stolleis nach kurzer, schwerer Krankheit verstorben. (Bild 1: Foto privat, Bild 2: Foto Uwe Dettmar, Bild 3: Christiane Birr)
Redaktion: Dr. Anke Sauter, Referentin für Wissenschaftskommunikation, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798-13066, Fax 069 798-763-12531, E-Mail sauter@pvw.uni-frankfurt.de
Auftakt der Reihe „Kontrovers: Aus dem FGZ“ des Frankfurter Standorts des Forschungsinstituts Gesellschaftlicher Zusammenhalt (FGZ) an der Goethe-Universität am 25. März 2021
FRANKFURT. Für den gesellschaftlichen Zusammenhalt ist es entscheidend, dass Konflikte nicht vermieden, sondern sozial produktiv ausgetragen werden. Dieser Gedanke begleitet das Projekts „Frankfurt streitet!“ des Frankfurter Standorts des Forschungsinstituts Gesellschaftlicher Zusammenhalt (FGZ) an der Goethe-Universität. Das Projekt verfolgt das Ziel, in drei verschiedenen Veranstaltungsformaten die Bedeutung einer Konfliktkultur des produktiven Streits für gesellschaftlichen Zusammenhalt zu vermitteln und praktisch erlebbar zu machen. Auch zu unterschiedlichen Perspektiven von Wissenschaftler*innen wird im Rahmen des Projekts ein öffentlicher Diskussionsraum geboten. Beim Auftakt der Reihe „Kontrovers: Aus dem FGZ“, in der Themen und Thesen aus der Frankfurter Forschung zum gesellschaftlichen Zusammenhalt zu kontroversen Positionen zugespitzt, vermittelt und diskutiert werden, wird die Frage „Freiheit und Leben: Wege aus dem Ausnahmezustand?“ im Zentrum der Debatte stehen.
Nach
knapp einem Jahr, in dem die Covid-19-Pandemie und der durch sie hervorgerufene
Ausnahmezustand unseren Alltag im Privaten wie im Öffentlichen mitbestimmt,
rufen verzögerte Impfstofflieferungen, Lockdown-Verlängerungen und wieder
steigende Inzidenzwerte Unmut und Frust in der Bevölkerung hervor. Viele
blicken hoffnungsvoll auf den Sommer und auf ein Ende der Kontaktbeschränkungen
sowie damit verbundenen Einschnitten im sozialen oder wirtschaftlichen Bereich.
Es scheint, dass Einigkeit darüber herrscht, die Zeit der Pandemie schnellstmöglich
hinter sich lassen zu wollen.
Doch
welchen Regeln sollte eine solche Rückkehr folgen? Sollten bereits geimpfte
Personen individuell ihre durch den Staat eingeschränkten Freiheiten
zurückerlangen, oder gilt es vielmehr ein No-Covid-Ziel gemeinschaftlich zu
verfolgen, bei dem die Aufhebung von Beschränkungen an konkrete Meilensteine
geknüpft sind? Können mit einer sinkenden Infektionsrate
Freiheitseinschränkungen überhaupt noch gerechtfertigt werden, oder sind sie
gar zum Schutz der Bürger*innen weiterhin erforderlich und wenn ja, wie lange?
Welche Rolle spielt dabei das Verhältnis von Recht auf Schutz durch den Staat
zu dem Recht auf ein selbstbestimmtes Leben?
Darüber
diskutieren am 25. März ab 18.30 Uhr Prof. Dr. Uwe Volkmann, Professor für
Öffentliches Recht und Rechtsphilosophie an der Goethe-Universität Frankfurt
und Mitglied des FGZ, und Prof. Dr. Elvira Rosert, Juniorprofessorin für
Politikwissenschaft, insbes. Internationale Beziehungen an der Universität
Hamburg und am Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik (IFSH)
sowie Co-Autorin des No-Covid-Strategiepapiers. Moderieren wird die Diskussion
zu der hochaktuellen und durchaus polarisierenden Frage Prof. Dr. Nicole
Deitelhoff, Professorin für Internationale Beziehungen an der Goethe-Universität
Frankfurt, eine der drei Sprecher*innen des FGZ und Co-Sprecherin des
Forschungsverbunds Normative Ordnungen der Goethe-Universität.
Die
Diskussion findet online via Zoom statt. Eine Anmeldung an veranstaltungen-fgz@uni-frankfurt.de ist erforderlich.
Die Logindaten werden nach Anmeldung übermittelt.
Informationen
zur Veranstaltung:
https://www.normativeorders.net/de/feed/8098-freiheit-und-leben-wege-aus-dem-ausnahmezustand
Ansprechpartnerin:
Rebecca
Caroline Schmidt, Administrative Geschäftsführerin Forschungsinstitut
Gesellschaftlicher Zusammenhalt, c/o Forschungsverbund "Normative
Ordnungen" der Goethe-Universität, 069 798-31401, rebecca.schmidt@em.uni-frankfurt.de; www.fgz-risc.de
Modelle rechnen direkten Einfluss des Menschen heraus
Die Wassermengen in Flüssen haben sich in den letzten Jahrzehnten
weltweit stark verändert. Ein internationales Forschungsteam mit Beteiligung
der Goethe-Universität Frankfurt konnte nun belegen, dass der Klimawandel dafür
eine entscheidende Rolle spielt. Die Leitung des Projekts lag bei der
Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich. (Science, DOI
10.1126/science.aba3996)
FRANKFURT. Der
Klimawandel beeinflusst den Wasserhaushalt der Erde: Je nach Region und
Jahreszeit kann er zu mehr Überschwemmungen oder Dürren führen und sich auch
auf die Wassermengen in Flüssen auswirken. Die Abflussmengen sind ein wichtiger
Indikator für die Wasserressourcen, die Mensch und Umwelt zur Verfügung stehen.
Wieviel Wasser regional verfügbar ist, hängt auch von weiteren Faktoren wie
direkten Eingriffen in den Wasserhaushalt oder der Landnutzung ab: Wird
beispielsweise Wasser zur Bewässerung abgezweigt, ändert sich die Landnutzung
etwa durch Abholzung oder Aufforstung von Wäldern oder werden Staudämme gebaut,
verändert dies ebenfalls die Wassermenge in Flüssen.
Wie stark sich die Abflussmengen in verschiedenen Weltregionen
während der letzten Jahrzehnte verändert haben, wurde bisher auf globaler Ebene
noch nicht anhand von konkreten Messdaten untersucht. Ebenso war die Frage, ob
global sichtbare Veränderungen auf den Klimawandel oder auf den direkten
Einfluss den Menschen zurückzuführen sind, bislang nicht geklärt.
Nun ist es einem internationalen Forschungsteam unter Leitung von
Forschenden der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich gelungen,
den Einfluss dieser Faktoren aufzuschlüsseln. Dazu analysierten die
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Daten von 7250
Durchfluss-Messstationen weltweit. Die Studie, die nun in der Fachzeitschrift
Science erschienen ist, belegt: Wie viel Wasser Flüsse führen, hat sich
zwischen 1971 und 2010 stark verändert. Es zeigen sich komplexe Muster: Manche
Regionen sind trockener geworden, etwa der Mittelmeerraum, das südliche Afrika
oder der Nordosten Brasiliens. Anderswo hingegen nahmen anderswo die
Wassermengen zu, zum Beispiel in Skandinavien.
Suche nach den Ursachen
Wie es zu diesen Veränderungen kam, untersuchten die Forschenden
in Computersimulationen, die sie im Rahmen des internationalen
Klimaforschungsnetzwerks ISIMIP mit
dem Ziel durchführten, mögliche Auswirkungen des Klimawandels zu untersuchen.
Sie verwendeten insgesamt neun globale hydrologische Modelle, in die sie
Klimadaten aus dem untersuchten Zeitraum einspeisten (1971 bis 2010). Eines der
Modelle betreute federführend Dr. Hannes Müller Schmied von der
Goethe-Universität Frankfurt und dem Senckenberg Biodiversität und Klima
Forschungszentrum. „Modellrechnungen sind für die Interpretation von gemessenen
Daten und für die Berechnung von verschiedenen Szenarien sehr wichtig“, erklärt
der Frankfurter Geograph, „denn wir können quasi mit einem Schalter den Einfluss
des Klimawandels und die direkten Einflüsse des Menschen ein- und ausschalten
und die Ergebnisse mit den gemessenen Daten vergleichen.“
Die Ergebnisse der Modellrechnungen stimmten gut mit der Analyse
der Flussmessdaten überein. «Das heißt, dass die klimatischen Bedingungen die
beobachteten Trends erklären können», sagt Lukas Gudmundsson, Klimaforscher an
der ETH Zürich und Erstautor der Studie. In einem zweiten Durchgang schlossen
die Forschenden in ihre Simulationen zusätzlich direkte menschliche Veränderungen
ein, um den Einfluss dieser Faktoren zu untersuchen. Das Ergebnis änderte sich
dadurch jedoch nicht. Veränderungen in der Wasser- und Landnutzung sind also
offenbar nicht die Ursache für die globalen Veränderungen in Flüssen.
Gewässermanagement und Landnutzung können zwar lokal zu großen
Schwankungen der Abflüsse führen. «Uns ging es aber nicht um lokale, sondern um
globale Trends, die über längere Zeiträume sichtbar werden», sagt Gudmundsson.
Deshalb betrachteten die Forschenden nicht isoliert die Daten einzelner
Messstationen, sondern fassten diese für die Analyse zu größeren,
subkontinentalen Regionen zusammen. Dadurch wurde es möglich, den Einfluss des
Klimawandels in den Daten zu erkennen.
Einfluss der Treibhausgase
Die Rolle des Klimawandels konnten die Forschenden mit der
sogenannten Attributions-Methode untermauern: Sie verglichen ihre Messdaten mit
Simulationen von Klimamodellen, die einmal mit den menschengemachten
Treibhausgasen berechnet wurden und einmal ohne diese. Im ersten Fall stimmte
die Simulation mit den tatsächlichen Daten überein, im zweiten Fall jedoch
nicht. Ohne den Klimawandel hätte es die beobachteten Veränderungen also
wahrscheinlich nicht gegeben.
Die Studie ist die erste, die mit Messdaten nachweist, dass der Klimawandel
einen global sichtbaren Einfluss auf das Fließgewässer hat. «Dies war nur durch
die gute Zusammenarbeit der beteiligten Forschenden und Institutionen aus zwölf
verschiedenen Ländern möglich», betont Gudmundsson. Auch die gesammelten Daten
von den 7250 Messstationen weltweit waren ein Gemeinschaftswerk: Die
Forschenden trugen sie mit australischen Kollaborationspartnern in einer
Vorgängerstudie zusammen. Sie bilden den größten weltumspannenden Datensatz zum
Wasserabfluss in Flüssen, der heute verfügbar ist.
„Dank der Modelle können wir nun verlässliche Szenarien berechnen,
wie sich große Flüsse unter dem Einfluss des Klimawandels künftig weiter
verändern werden“, meint Hannes Müller Schmied. Solche Projektionen werden für
betroffene Regionen eine wichtige Planungsgrundlage darstellen, um die
Wasserversorgung sicherzustellen und sich an den Klimawandel anzupassen.
Publikation: Lukas
Gudmundsson, Julien Boulange, Hong X. Do, Simon N. Gosling, Manolis G.
Grillakis, Aristeidis G. Koutroulis, Michael Leonard, Junguo Liu, Hannes Müller
Schmied, Lamprini Papadimitriou, Yadu Pokhrel, Sonia I. Seneviratne, Yusuke
Satoh, Wim Thiery, Seth Westra, Xuebin Zhang, Fang Zhao: Globally observed
trends in mean and extreme river flow attributed to climate change. Science https://science.sciencemag.org/cgi/doi/10.1126/science.aba3996
Weitere Informationen
Dr.
Hannes Müller Schmied
Institute für Physikalische Geographie
Goethe-Universität Frankfurt
und
Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum
Tel.: +49 69 798-40216
hannes.mueller.schmied@em.uni-frankfurt.de
http://www2.uni-frankfurt.de/45217668/dl
Redaktion: Dr. Markus Bernards, Referent für Wissenschaftskommunikation, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12498, Fax 069 798-763-12531, E-Mail bernards@em.uni-frankfurt.de
Studierende der Goethe-Universität präsentieren im Internet eine Sammlung von Tithu-Figuren aus Arizona
Die virtuelle Ausstellung „Die Wanderer. Katsinam, Tithu und Aby Warburg“ zeigt die Vielfalt spiritueller Figuren aus der Tradition der Hopi. Erarbeitet haben die Schau Studierende der Goethe-Universität in einem interdisziplinären Lehrprojekt im Sommersemester 2020. Unter durch Corona deutlich erschwerten Bedingungen haben sie eine private Sammlung aus der Schweiz für das Publikum aufbereitet.
FRANKFURT. Manche
sehen aus wie Adler im Menschengewand, manche wie bunt behangene Außerirdische.
Eine Art Clown mit Kopf und Körper einer Biene schleckt an einem Lutscher. Ein
überdimensionierter Kopf ist von Kaktusblättern umkränzt. – Die Phantasie der
Hopi beim Schnitzen ihrer sogenannten Katsina-Puppen scheint grenzenlos zu
sein. Und doch wiederholen sich bestimmte Themen und Figuren, deren
spirituellen Vorbildern bestimmte Funktionen rund um das Thema Wasser und
Fruchtbarkeit zugewiesen sind. Das Spektrum umfasst ungefähr 300 immer
wiederkehrende Katsinam, doch verändert sich diese Zahl stetig. Wer sich ein
Bild davon machen möchte, kann sich unter www.diewanderer.info die Ausstellung „Die
Wanderer. Katsinam, Tithu und Aby Warburg“ ansehen. Studierende der
Kunstgeschichte und der Ethnologie haben im Rahmen eines Lehrprojekts eine
Schweizer Sammlung aufgearbeitet.
Die virtuelle Ausstellung ist im Sommersemester 2020 entstanden –
unter widrigen Bedingungen: Wegen der Pandemie konnten sich die Studierenden
nur online besprechen; ein Besuch von Mitgliedern des Hopi-Stammes in Frankfurt
musste abgesagt werden; und auch die bereits organisierte Exkursion nach Zürich
fand nicht statt. Die 18 Studierenden, angeleitet durch den Ethnologen Dr.
Markus Lindner und die Kunsthistorikerin Dr. Hilja Droste (inzwischen an der
Universität Bonn) machten das Beste daraus und befassten sich intensiv mit dem
Material, das ihnen vom Nordamerika Native Museum der Stadt Zürich (NONAM) zur
Verfügung gestellt worden war: Bilder und Informationen zu den knapp 200 so
genannten Katsina-Puppen aus der Sammlung Antonio und Christin Ferretti, die
die Hopi selbst als tithu (Singular tihu) bezeichnen. 30 Jahre
lang haben die Ferrettis, die viele Jahre in Nordamerika lebten, die kleinen
und größeren Skulpturen den Hopi-Künstlern abgekauft. Dann übergaben sie die
wertvolle Sammlung dem Zürcher Museum.
Die Tithu, die von Hopi-Künstlern in Arizona aus dem Wurzelholz
der Amerikanischen Pappel geschnitzt werden, dienten bis ins späte 19.
Jahrhundert ausschließlich als zeremonielle Geschenke für Mädchen. Sie stellen
spirituelle Wesen (Katsinam) dar, die im Lauf des zeremoniellen Jahreszyklus zu
den Hopi kommen, um durch ihre Gebete und Tänze für Niederschlag zu sorgen und
somit für eine erfolgreiche Ernte. Diesen Jahreszyklus der Tänze und Rituale
lernen die Mädchen anhand der Puppen, während Jungen direkt in die Zeremonien
eingeführt werden. Die Figuren erscheinen in unterschiedlicher Ausführung, je
nach Stil und Zeit, in der sie entstanden sind.
Im späten 19. Jahrhundert wuchs das Interesse von Ethnologen und
Touristen an den bunten Skulpturen und ihrer rituellen Bedeutung, so dass diese
bald intensiv gesammelt wurden. Auch für den Kunsthistoriker und
Kulturwissenschaftler Aby Warburg, der 1895/96 die USA bereiste, wurde die
Kultur der Hopi prägend für sein späteres Schaffen. Zur selben Zeit
entwickelten viele internationale Künstler wie André Breton, Max Ernst und
Marcel Duchamp ein großes künstlerisches Interesse Teil in ihren Werken
abbildeten. Die Ausstellung im Internet zeigt zum einen die Figuren der
Sammlung, die ausführlich eingeordnet und beschrieben sind. Zum anderen wird auch
die Bedeutung Aby Warburgs skizziert. Warburg wird häufig auch als „Wanderer
zwischen den Welten“ bezeichnet – ähnlich wie die Katsinam für die Hopi die
Menschen waren, die für die Zeremonien von der spirituellen in unsere Welt
wandern. Der Begriff des Wanderers im Titel verweist außerdem auch auf die
„Wanderung“ der Tithu, der zeremoniellen Objekte, die als Kunstwerke in die
westliche Welt eingewandert sind.
Die Ausstellung steht zunächst unbefristet online zur Verfügung.
Das Schweizer Museum NONAM, wo man von der Arbeit der Studierenden sehr
begeistert ist, hat jedoch bereits Interesse signalisiert und plant die
Webseite künftig in ihre Dauerausstellung zu integrieren. Derweil widmen sich
Dr. Markus Lindner und Dr. Hilja Droste der Erstellung einer Onlinepublikation,
zudem sollen alle Texte noch ins Englische übersetzt werden.
Das Projekt wurde durch den Förderfonds Lehre und durch das
Projekt Starker Start ins Studium unterstützt.
Die Ausstellung finden Sie unter folgendem Link: www.diewanderer.info
Bilder zum Download: http://www.uni-frankfurt.de/98488779
Bildtext:
Bild
1: Clowns wie dieser mit dem Aussehen einer Biene sollen die Hopi für ihre
Fehler sensibilisieren und inakzeptables Verhalten beleuchten. Sie sind Teil
verschiedener Zeremonien und dienen besonders in den Pausen als Unterhaltung.
(Foto: Nordamerika Native Museum der Stadt Zürich)
Bild
2: Yung'a, der Opuntienfrucht-Katsina, erschien kurz vor dem Jahr 1900. Seine
Aufgabe war unter anderem die Reinigung von Quellen. Die Kreuze an seinem Kopf
und Oberkörper stellen Sterne dar. (Foto: Nordamerika Native Museum der Stadt
Zürich)
Bild
3: Diese stattliche Figur ist mehr als 50 Zentimer hoch. Sie zeigt eine
Polimana (Schmetterlingsmädchen), die weibliche Begleitung der
Polìitaqa-Katsinam beim Schmetterlingstanz. (Foto: Nordamerika Native Museum
der Stadt Zürich)
Bild
4: Screenshot der virtuellen Ausstellung „Die Wanderer. Katsinam, Tithu und Aby
Warburg“. (Foto: Lindner)
Weitere Informationen
Dr.
Markus Lindner
Institut
für Ethnologie
Goethe-Universität
m.lindner@em.uni-frankfurt.de
Dr.
Hilja Droste
Kunsthistorisches
Institut
Universität
Bonn
hdroste@uni-bonn.de
Redaktion: Dr. Anke Sauter, Referentin für Wissenschaftskommunikation, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798-13066, Fax 069 798-763-12531, E-Mail sauter@pvw.uni-frankfurt.de
Der studentische Podcast „Podcasting Populism“ gibt die aktuellen Diskussionen über einen umstrittenen Gegenstand wieder
Es gibt ihn von rechts, es gibt ihn von links, aber gibt es ihn
auch aus der Mitte der demokratischen Gesellschaft? Vom „Populismus“ ist in
diesen Tagen häufig die Rede, aber was genau sich dahinter verbirgt und welche
Ausprägungen es gibt, dem wollten Studierende der Goethe-Universität auf den
Grund gehen. Die Ergebnisse haben sie in einem sechsteiligen Podcast
veröffentlicht.
FRANKFURT. Wer den Klimawandel leugnet, Migranten die Schuld an Arbeitslosigkeit zuschiebt oder gar an der Grenze auf Frauen und Kinder schießen lassen will, ist nach Meinung vieler Menschen ein Populist. Es gibt populistische Parteien, Bewegungen und Aktionen in den sozialen Netzwerken. Doch was genau macht Populismus aus? Wie wirkt er? Aus sozialwissenschaftlicher Perspektive ist das alles andere als klar. Im Seminar „Populismus als soziales Phänomen – aktuelle Diskussionen über einen strittigen Gegenstand" haben sich Studierende zusammen mit dem Seminarleiter Dr. Frieder Vogelmann dem Begriff angenähert und dazu einen Podcast produziert.
In sechs Folgen haben sie das Thema aufgefächert und die
Teilaspekte in Kleingruppen bearbeitet. Sie haben sich mit Literatur
beschäftigt und Interviews mit einschlägig Forschenden geführt. Das Ergebnis
ist nachzuhören unter https://anchor.fm/podcasting-populism,
wöchentlich wird eine Folge hochgeladen.
Ist der Populismus Sargnagel des demokratischen Zusammenlebens
oder ein Korrektiv für in die Jahre gekommene Demokratien? Diese sehr grundsätzliche
Frage schwebt über den sechs Beiträgen, in denen es zum Beispiel um das
Verhältnis von Populismus und Demokratie, um Populismus auf Social Media, um
Abstiegsängste, „Querdenken“ geht. Gesprächspartner in der ersten Folge ist
unter anderem Prof. Dr. Dirk Jörke vom Institut für Politikwissenschaft der TU
Darmstadt. Die Soziologin und Politikwissenschaftlerin Verena Stern beantwortet
in der zweiten Folge Fragen zum Spannungsfeld der Corona-Demos („Zwischen
Existenzängsten, Freiheitsideologien und Verschwörungsmythen“) und spricht über
ideologische Allianzen und die Handlungsoptionen der Politik.
In der dritten Folge des Podcasts werden Paradoxien des Populismus
diskutiert und die Frage erörtert, ob es sich um Tatsachen oder Mythen handelt.
Die vierte Folge ist der sozialräumlichen Perspektive gewidmet: Gibt es
„Geographien des (Rechts-)Populismus? Folge Nummer fünf beleuchtet das
Phänomen, dass die etablierten Parteien während der Corona-Krise an Zustimmung
gewonnen haben. Bedeutet das zugleich einen Rückzug des Populismus? Und wie
wäre das zu erklären? Populismus ist gewiss kein neues Phänomen, aber wie sieht
die moderne Erscheinungsform in Zeiten der Digitalisierung aus? Darum geht es
in der sechsten und letzten Folge von Podcasting Populismus: Wie agieren
Populistinnen und Populisten in sozialen Medien? Welche Strategien verwenden
sie, um ihre Standpunkte unter die Menschen zu bringen?
80 Studentinnen und Studenten haben am Seminar teilgenommen, es
gab verschiedene Möglichkeiten des Leistungsnachweises. Unter den 20
Studierenden, die sich dafür entschieden haben, zusätzlich zur Seminararbeit
eine Podcastfolge zu produzieren, war auch Edith Schönig, die den
Masterstudiengang internationale Beziehungen absolviert. „Die Inhalte in einem
Podcast zu erarbeiten, das war sehr kreativ und hat viel Spaß gemacht“, sagt
die 24-Jährige. Natürlich habe sie viel über Populismus gelernt – zum Beispiel,
dass er nicht zwangsläufig undemokratisch sei –, aber dazu auch noch
Gesprächsführung und Schnitttechnik.
Link zum Podcast: https://anchor.fm/podcasting-populism
Bild zum Download: http://www.uni-frankfurt.de/98736323
Bildtext: Studierende am Fachbereich Gesellschaftswissenschaften haben einen
Podcast zum Thema Populismus erstellt – eine etwas andere Form des
Leistungsnachweises.
Weitere Informationen
Dr.
Frieder Vogelmann
Vertretungsprofessor
für Soziologie mit dem Schwerpunkt Soziologische Theorie und Theoriegeschichte
Telefon
+49-(0)69 798-36694
E-Mail
vogelmann@soz.uni-frankfurt.de
https://www.frieder-vogelmann.net
Instagram-Kanal
zum Projekt: podcasting_populism
Redaktion: Dr. Anke Sauter, Referentin für
Wissenschaftskommunikation, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798-13066, Fax
069 798-763-12531, E-Mail sauter@pvw.uni-frankfurt.de
Befragung von Kindern und Jugendlichen soll Aufschluss geben über die Entstehung von Krankheitsängsten
Warum fürchten sich manche Menschen besonders vor Krankheiten? Und wie entstehen solche Ängste bereits bei Kindern und Jugendlichen? Eine psychologische Studie an der Goethe-Universität soll neue Erkenntnisse liefern. Für die Teilnahme werden Kinder und Jugendliche mit und ohne solche Ängste gesucht.
FRANKFURT.
Krankheitsängste in jungen Jahren stehen im Zentrum des Projekts KaiKiJu
(Krankheitsangst im Kindes und Jugendalter) am Zentrum für Psychotherapie an
der Goethe-Universität: Wo liegen die Ursachen? Wie kann die Diagnostik anhand
von wissenschaftlich geprüften Fragebögen verbessert werden? Und wie haben sich
existierende Krankheitsängste in der Zeit der Pandemie verändert? Dazu werden
Kinder und Jugendliche im Alter von acht bis 19 Jahren mit stärker ausgeprägten
Krankheitsängsten und Kinder und Jugendliche mit keinen oder nur geringen
Krankheitsängsten befragt.
Doch was genau versteht man unter „Krankheitsängsten“? „Menschen
mit Krankheitsängsten“, erklärt Studienleiterin Vera Özak, „leiden besonders
unter stark ausgeprägten Ängsten und Sorgen hinsichtlich ihrer Gesundheit und
führen teilweise übertriebene gesundheitsbezogene Verhaltensweisen aus. Zum
Beispiel gehen sie sehr häufig zum Arzt, um ihren Gesundheitszustand überprüfen
zu lassen“. Wenig bekannt ist bislang jedoch über die Entwicklung und den
Verlauf von Krankheitsängsten im Kindes- und Jugendalter. Zahlreiche Studien
insbesondere aus dem Erwachsenenbereich deuten jedoch darauf hin, dass
Krankheitsängste ihren Ursprung bereits im Kindesalter haben könnten.
Das Projekt KaiKiJu hat deshalb verschiedene Ziele: Zum einen
sollen die Gründe für das Entstehen von Krankheitsängsten erforscht werden. Zum
anderen soll die wissenschaftliche Qualität bereits vorhandener Fragebögen für
die Diagnose von Krankheitsängsten im Kindes- und Jugendalter überprüft werden.
Dazu will das Team Kinder und Jugendliche mit stärker ausgeprägten
Krankheitsängsten und Kinder und Jugendliche mit keinen oder nur geringen
Krankheitsängsten miteinander vergleichen. Außerdem soll untersucht werden, ob
und wie sich Krankheitsängste bei Kindern- und Jugendlichen durch die
Corona-Pandemie verändern.
Für die Erhebung wurden verschiedene Fragebögen zusammengestellt,
die u.a. Krankheitsängste, körperliche Symptome, andere Ängste, belastende
Gefühle, Gedanken und Verhaltensweisen sowie Stärken und Schwächen erfassen.
Außerdem werden Informationen über die Lebenssituation der Kinder und
Jugendlichen und ihrer Familien erhoben. Darüber hinaus erhalten auch die
Eltern ein Fragebogenpaket, das sich u.a. auf eigene Belastungen bezieht.
Alle Fragebögen werden online ausgefüllt. Die anonyme Umfrage
dauert 40 bis 60 Minuten. Kinder und Jugendliche können entweder allein,
gemeinsam mit einem Elternteil und/oder gemeinsam mit einem Geschwisterkind
(8-19 Jahre) teilnehmen.
Die Teilnahme an der Studie ist unter den folgenden Links möglich:
Für
Kinder und Jugendliche und Geschwister (8-19 Jahre): https://ww3.unipark.de/uc/f_uni_KiJuPsy/55c6/
Für Eltern: https://ww3.unipark.de/uc/f_uni_KiJuPsy/4aef/
Den
Flyer finden Sie zum Download unter:
https://www.psychologie.uni-frankfurt.de/97121738/Flyer_KaiKiJu_2021_01_neu.pdf
Weitere Informationen
Prof.
Dr. Katajun Lindenberg
Leiterin
der Verhaltenstherapieambulanzen für Kinder und Jugendliche
Abteilung
Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie
Goethe-Universität
Telefon
+49 (0)69 798 23975
E-Mail
lindenberg@psych.uni-frankfurt.de
Dipl.-Psych.
Vera Özak
E-Mail
oezak@psych.uni-frankfurt.de
Redaktion: Dr. Anke Sauter, Referentin für Wissenschaftskommunikation,
Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798-13066, Fax 069 798-763-12531, E-Mail sauter@pvw.uni-frankfurt.de
Rhein-Main-Forschungsverbund der Universitäten Frankfurt und Mainz untersucht die neuen Player Asien und Afrika
Wenn eine koreanische Boygroup weltweit von Millionen Fans gehört wird, wenn also Filme und Musik digital rund um den Erdball kreisen: was bedeutet dies für die Produktion für Kultur? Und welche Folgen hat das für die Wahrnehmung der regionalen Räume, in denen Kultur entsteht? Diesen Fragen geht ein interdisziplinäres Forschungsteam von Wirtschaftswissenschaften, Afrikanistik, Koreastudien, Sinologie, Ethnologie und Filmwissenschaft nach. Das Projekt von Goethe-Universität und Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) wird jetzt vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) für drei Jahre mit 2,1 Millionen Euro gefördert.
FRANKFURT. Es war
ein nigerianischer Händler von Heimvideorekordern mit seiner Amateurkamera, der
Anfang der neunziger Jahre den weltweiten Filmmarkt in Bewegung brachte: Um den
Verkauf der Rekorder anzukurbeln, drehte der Händler kurzerhand einen Film. Der
eigenproduzierte Thriller „Living in Bondage“ verkaufte sich überraschend eine
Dreiviertelmillion Mal und fand prompt zahlreiche Nachahmer. Nahezu aus dem
Nichts entstand in Nigeria in den folgenden Jahren eine Filmindustrie, die
heute – nach Indien – zu den zweitproduktivsten der Welt zählt. „Der
Aufstieg von Nigeria und die globalen Erfolge von koreanischen Filmen, TV-Serien
und Popbands im neuen Jahrtausend verändern die Landschaft der
Kulturproduktion, aber auch der Rezeption grundlegend“, so der Frankfurter
Filmwissenschaftler Prof. Dr. Vinzenz Hediger, der das neue Forschungsprojekt
leitet.
Ausgelöst wird die neue Weltordnung der Kulturproduktion durch die
Digitalisierung. Dabei interessiert die Frankfurter und Mainzer
Wissenschaftler:innen, inwieweit die neuen Kulturindustrien mit überregionaler
Reichweite zum Faktor wirtschaftlicher Entwicklung ihrer Herkunftsregionen werden.
Und sie fragen nach der Bedeutung von Region und Herkunft der
Kulturschaffenden: „Noch offen ist“, sagt die Frankfurter Management-Forscherin
Prof. Dr. Cornelia Storz, „ob Unternehmer in digitalen Industrien vielleicht
noch mehr als früher von lokalen Ressourcen abhängig sind“. Dabei ist vor allem
von Interesse, wie sie ihr kulturelles Erbe variieren und in immer neue, auch
globale Kontexte einbinden.
Diesen Fragen geht das interdisziplinäre und internationale
Forschungsprojekt anhand einer Reihe von Fallstudien zu Musik und Film in
Afrika und Asien nach. Eine besondere Rolle spielt dabei das Archiv der
Musik Afrikas (AMA) an der JGU Mainz - eine der weltweit bedeutendsten
Sammlungen von Aufzeichnungen afrikanischer Musik des 20. Jahrhunderts. Für die
Teilprojekte, die sich mit Musik befassen, stellt das AMA eine unschätzbare
Quelle dar – wie etwa für die Erforschung der als ‚Afrobeats' vermarkteten
nigerianischen Popmusik, die unterschiedliche Genres auf neuartige Weise
verbindet. „Auch im Globalen Norden hat sie bereits prominente Fans gefunden“,
erklärt der Mainzer Ethnologe Prof. Dr. Matthias Krings, „darunter Beyoncé, die
mit ihrem visuellen Album ‚Black is King' 2020 auch deshalb für Furore sorgte,
weil es Gastauftritte von Afrobeats-Stars wie Burna Boy, Wizkid, Tiwa Savage
und Yemi Alade enthält“.
Die Projektteile, die sich mit Asien befassen und dort etwa die
globale Zirkulation und Rezeption zeitgenössischer koreanischer Populärkultur
beleuchten, profitieren von engen Beziehungen zu außeruniversitären Partnern
wie dem Koreanischen Filmarchiv.
Das Teilprojekt zu Taiwan richtet den Fokus auf das Kaohsiung Film
Festival und seine Beziehungen zur koreanischen Filmproduktion. In Nigeria
schließlich kooperiert das Projekt mit dem Nollywood Study Center der Pan
Atlantic University in Lagos, einem film- und medienwissenschaftlichen
Forschungsinstitut mit engen Beziehungen zur nigerianischen Film- und
Musikindustrie.
Das BMBF-Förderprojekt bringt die Regionalstudien-Zentren im
Rhein-Main-Universitätsverbund erstmals in einem interdisziplinären
Forschungsauftrag zusammen – an der Goethe-Universität das Zentrum für
interdisziplinäre Afrikaforschung (ZIAF) sowie das Interdisziplinäre Zentrum
für Ostasienstudien (IZO) und an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz das
Zentrum für Interkulturelle Studien (ZIS).
Das Forschungsprojekt stärkt die Regionalstudien im
Rhein-Main-Universitätsverbund außerdem durch eine enge Verknüpfung mit der
Lehre: die Forschungsergebnisse des Projekts sollen in den Bachelor-Verbund-Studiengang
„Afrikanische Sprachen, Medien und Kommunikation“ einfließen, der sich gerade
im Aufbau befindet.
Bild: http://www.uni-frankfurt.de/98633989
Bildtext: Globale Popstars mit twitter-Fan-Armee: K-Pop Superstars BTS (c)
Kim-Hee Chu / dpa
Weitere Informationen
Prof.
Dr. Vinzenz Hediger, Professor für Filmwissenschaft, Goethe-Universität
Frankfurt: hediger@tfm.uni-frankfurt.de
Prof.
Dr. Cornelia Storz, Professorin für Institutionen- und Innovationsökonomik mit
Schwerpunkt Ostasien, Goethe-Universität Frankfurt: storz@wiwi.uni-frankfurt.de
Prof.
Dr. Matthias Krings, Professor für Ethnologie und populäre Kultur Afrikas,
Johannes Gutenberg-Universität Mainz: krings@uni-mainz.de
Redaktion: Pia Barth, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12481, Fax 069 798-763-12531, E-Mail p.barth@em.uni-frankfurt.de
Gemeinsame Veranstaltung des Hessischen Sozialministeriums und des Instituts für Wirtschaft, Arbeit und Kultur (IWAK) der Goethe-Universität anlässlich des Equal Pay Days
Der Equal Pay Day erinnert daran, dass Frauen immer noch deutlich weniger verdienen als Männer. In diesem Jahr ist der 10. März als der Termin errechnet worden, im vergangenen Jahr war es noch der 17. März. Bis zu diesem Tag arbeiten Frauen statistisch gesehen umsonst, während Männer vom 1. Januar an für ihre Tätigkeit bezahlt werden. Doch in Hessen gibt es Licht am Horizont. Darüber informieren das Hessische Sozialministerium und das Institut für Wirtschaft, Arbeit und Kultur der Goethe-Universität bei der Präsentation des Hessischen Lohnatlas.
„Arbeitgeberattraktivität durch Entgeltgleichheit zwischen Frauen
und Männern – der wichtige Beitrag der Hessischen Wirtschaft zur
Geschlechtergerechtigkeit“ – unter diesem Titel laden die Staatssekretärin des
Hessischen Ministeriums für Soziales und Integration und das Institut für
Wirtschaft, Arbeit und Kultur (IWAK) der Goethe-Universität
am
Mittwoch, 17. März, von 9:30 bis 12 Uhr
zu
einer virtuellen Konferenz
ein.
In Hessen beträgt die Lohnlücke gemäß dem Hessischen Lohnatlas im
Jahr 2018 noch immer 11,9 Prozent. Allerdings wird die Lücke langsam aber
stetig geringer. Seit 2012 hat die Differenz zwischen männlichen und weiblichen
Einkommen um 4 Prozentpunkte abgenommen. „Dies ist eine sehr erfreuliche Entwicklung“,
stellt Staatsekretärin Anne Janz fest, die auch das Grußwort spricht.
Bei der Veranstaltung geht es darüber hinaus auch um einen Blick
auf die aktuelle Lage: Hat Corona für die Frauen beruflich eher Rückschläge
gebracht? Oder können sie die während der Pandemie erfolgte Flexibilisierung
sogar zu ihrem Vorteil nutzen? Und führt dies zu einer weiteren Verringerung
der Entgeltlücke zwischen Männern und Frauen? Damit würde die Pandemie einen
Impuls setzen für mehr Geschlechtergerechtigkeit. Aber wie müsste man dann die
Weichen stellen für die Zeit danach?
Bei der Konferenz werden Befunde aus der einschlägigen
Arbeitsmarktforschung, Erfahrungen aus Betrieben und Daten aus dem bereits 2020
veröffentlichen Hessischen Lohnatlas sowie Aktivitäten des Hessischen
Ministeriums für Soziales und Integration zur Verbesserung der
Entgeltgleichheit vorgestellt:
Die Arbeitsmarktforschung zeigt, dass sich Arbeit für viele
Beschäftigte während der Pandemie wesentlich verändert hat. Zeitlich und
räumlich flexibles Arbeiten wird tagtäglich von vielen gelebt, die im
Homeoffice tätig sind. „Bei manchem Arbeitgeber entsteht die Erkenntnis, dass
die Arbeitsergebnisse nicht schlechter als vor der Pandemie sind und dass
Führung auf ‚Distanz' gut möglich ist“, stellt Dr. Christa Larsen,
Geschäftsführerin des IWAK fest. Lange Zeit wenig hinterfragte Annahmen
kommen ins Wanken, denn feste Arbeitszeiten in Präsenz stellen nicht mehr die
notwendige Voraussetzung für optimale Arbeitsergebnisse dar. Von diesem
Umdenken können vor allem diejenigen Beschäftigten profitieren, die diese
Flexibilität benötigen, um ihre familiären und beruflichen Anforderungen gut
miteinander zu vereinbaren. Dies trifft in der Praxis vor allem auf Frauen zu.
Relevant ist das Umdenken auch in Bezug auf Karrierefragen. Bisher waren
Präsenz vor Ort im Betrieb und feste Arbeitszeiten Voraussetzungen dafür.
Dementsprechend hatten Frauen, die mehr Flexibilität zur Vereinbarkeit
benötigen, oft das Nachsehen, auch finanziell. „Zudem sehen wir während der
Pandemie, dass sich die Arbeitsteilung bei hochqualifizierten Paaren zu Hause
günstig entwickelt. Männer übernehmen während des Homeoffice mehr familiäre
Verpflichtungen als vor der Pandemie“, sagt Dr. Claudia Globisch vom Institut
für Arbeitsmarkt und Berufsforschung, die bei der Konferenz vortragen wird.
Veränderung der Arbeitsteilung zwischen Männern und Frauen begünstigt zudem die
stärkere Teilhabe von Frauen an Erwerbsarbeit und eine Verbesserung ihrer
Entgeltsituation.
Aus Sicht von Betrieben hat der Wandel noch andere Gründe. Darüber
sprechen die Vertreter von Adobe Systems, Salesforce und PwC: Der
Fachkräftemangel ist während der Pandemie bei vielen nicht kleiner geworden.
„Wir brauchen gerade jetzt mehr Fachkräfte und wollen unsere sehr gut
ausgebildeten Beschäftigten halten“, sagt Frank Rohde von Adobe Systems: „Im
Wettbewerb um Fachkräfte müssen wir als attraktive Arbeitgeber wahrgenommen
werden – ein Baustein dafür ist gleiche Bezahlung für gleiche Arbeit, aber auch
die Möglichkeit, seine Arbeitszeit flexibel und mobil zu gestalten.“ Nina
Gohlke von Salesforce bestätigt: „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit – das sollte
heute eine Selbstverständlichkeit sein. Wir überprüfen unsere Gehaltsstrukturen
regelmäßig, um dies sicherzustellen. Gleiche Aufstiegschancen für Frauen und
Männer sowie Entgeltgleichheit sind nicht nur im Sinne der Chancengleichheit
relevant, sondern auch nötig, um als Arbeitgeber attraktiv für die besten
Talente zu sein!“
Auch in vielen anderen Branchen und der öffentlichen Verwaltung werden
Entgeltanalysen durchgeführt, um zunächst Transparenz zur Entgeltlage zu
schaffen. „Das ist ein erster Schritt, der nicht selten bei dem einen oder
anderen betrieblichem Entscheider zu einigem Erstaunen geführt hat“, berichten
Pia Müller-Pleines und David Nowacki von PwC, die über Erfahrungen aus der
Equal Salary-Zertifizierung verfügen. Der Transparenz folgen Maßnahmen, deren
Ergebnisse regelmäßig beobachtet werden.
Dass die Entgeltlücken zwischen Frauen und Männern trotz alledem
noch groß sind, verdeutlicht der Hessische Lohnatlas, der im vorigen Jahr in
der zweiten Ausgabe erschienen ist und die Jahre 2012 bis 2018 umfasst.
Besonders deutliche Lücken gibt es im Mittelstand und in Betrieben mit hohem
Altersschnitt. „Wir zeigen mit dem Lohnatlas auf, wo die Betriebe in Hessen
stehen und dass der Handlungsbedarf noch sehr groß ist“, stellt
Staatssekretärin Anne Janz fest. Ein wichtiges Ziel der Landesregierung ist
die Verbesserung der Entgeltgleichheit zwischen Frauen und Männern in Hessen.
Der Austausch bei der geplanten Veranstaltung wird wichtige Impulse setzen,
gerade um die Chancen, die sich während der Pandemie ergeben, zu nutzen. Als
weitere Aktivitäten in diesem Jahr sind der Dialog der Sozialpartner aus den
größten Branchen in Hessen vorgesehen und die Vorstellung und Diskussion der
Befunde aus dem Lohnatlas in den Regionen vor Ort. „Wir haben viel vor und
wollen einen lebendigen Diskurs im Land gestalten. Damit wir die neuen Chancen
für Frauen gut nutzen“, betont Staatssekretärin Anne Janz.
Der Hessische Lohnatlas wird vom Institut für Wirtschaft, Arbeit
und Kultur (IWAK) der Goethe-Universität erstellt. Dort finden kontinuierlich
Forschungsbefunde Eingang. Über Veranstaltungen und Vorträge wird ein Diskurs
mit der Praxis aus der Universität heraus gepflegt. „Dieser gelebte
Wissenstransfer macht einen Unterschied“, meint Prof. Manfred
Schubert-Zsilavecz, Vizepräsident für Third Mission der Goethe-Universität.
Publikation: Den Hessischen Lohnatlas finden Sie zum Download unter dem
folgenden Link: http://www.hessischer-lohnatlas.de und das
Konferenzprogramm unter https://hessenlink.de/wNBk7)
Anmeldungen
sind noch möglich unter lohnatlas@iwak-frankfurt.de
Weitere Informationen
Dr.
Christa Larsen
Institut
für Wirtschaft, Arbeit und Kultur (IWAK) der Goethe-Universität
Telefon
069 798- 22152
E-Mail
c.larsen@em.uni-frankfurt.de
www.iwak-frankfurt.de/projekt/hessischer-lohnatlas/